"Lil" bedeutet in der alten sumerischen Sprache "Sturm" oder
"Wind".
Eine andere Ableitung kommt von dem sumerisch-babylonischen
Wort "Lilu" für "Lotus" und setzte damit Lilith in
Verwandtschaft zu den Lotusgöttern von Ägypten und Indien. Der
Lotus war das Symbol für Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und
Spiritualität.
Lilith war in der sumerischen Mythologie eine anerkannte Göttin
und wurde in einem 4.000 Jahre alten Tonrelief (Burney-Relief)
als solche dargestellt. Zwei Eulen und zwei Löwen sind ihre
Begleittiere und in der Hand hält sie die ringförmigen
Lebenssymbole, die als Schutzzeichen in zahlreichen ägyptischen
Gräbern zu finden sind.
Die Eulen sind Symbole für Weisheit und Tod und die Löwen sind
ein Zeichen für Macht und Stärke. Auf dem Kopf trägt Lilith
eine gekrönte Tiara, eine Art Krone, die in der
sumerisch-akkadischen Ikonographie nur Göttern vorbehalten
war.
In christlichen Texten erscheint Lilith nicht.
In jüdischen Texten nimmt Lilith die Rolle der "christlichen
Eva" ein, nur mit dem Unterschied, dass sie die erste Frau
Adams war, Eva dagegen die Zweite. Lilith lief Adam davon, da
sie selbstbewusst war und Adam ebenbürtig sein wollte. So kam
Adam gezwungenermaßen dann an seine zweite Frau Eva...
Nach dem Sohar, dem heiligen Buch der Kabbala, war Lilith sogar
die "weibliche Seite Gottes".
Doch im aufkommenden Patriarchat der Buchreligionen wurde die
selbstbewusste, historische Lilith, die aus dem Zeitalter des
Matriarchats entsprang, immer mehr zur Aufrührerin und zur
Verführerin der Männerwelt gestempelt.
War sie also eine Göttin, eine Dämonin oder nur eine Frau, die
sich nichts gefallen ließ?
Heute wird sie von der neuzeitlichen Psychologie als Symbol der
modernen Frau gesehen.